Navigation mit Koordinatensystem

Unsere Weltkugel und Landkarten sind geographisch in Breiten- und Längengrade (Grad, Minuten) unterteilt. Sogar neue Techniken wie GPS benutzen diese Angaben in Verbindung mit Navigationssatelliten, um präzise Positionen von Städten, Häusern, evtl. Personen und militärischen Gruppen zu bestimmen. Die Navigationsmethode durch Koordinaten ist die genialste und einfachste Orientierungsmöglichkeit!

Auch das Militär benutzt dieses Koordinatensystem für seine Navigation, es hat aber den großen Nachtteil des Zeitmangels für die Verschlüsselung der Navigationsdaten. Im einem Kriegseinsatz hat kaum jemand die Zeit, umständlich eine Funkmeldung, welche Navigationsdaten enthält, zu verschlüsseln bzw. zu entschlüsseln. Dies bedeutet, dass gefunkte Navigationsdaten auch vom Feind mitgehört werden können und er dementsprechend Gegenmaßnahmen ergreifen kann!

Navigation mit Bezugspunktsystem „Bullseye“

Wir können dem Feind die Aufklärung unserer militärischen Aktionen und Truppenbewegungen erschweren, indem wir die Navigation mit Hilfe von Bezugspunkten durchführen. Diese Bezugspunkte (auch Bullseye genannt) werden von der jeweiligen militärischen Führung (Kommandostab) festgelegt und können in länger währenden Einsätzen -aus taktischen Gründen- öfters verlegt werden.

Durch Verlegung der Bezugspunkte verschleiert man die eigenen Truppenbewegungen und erschwert dadurch dem Feind die Aufklärung des eigenen taktischen Vorgehens! Als Bezugspunkte kommen eigentlich nur markante Geländepunkte (einzelstehende Berge, Städte, Flussmündungen, etc...) in Frage.

Bei diesem Bezugspunktsystem, werden ausschließlich von einem vorher benannten Bezugspunkt ausgehend, Koordinaten für Ziele etc. durch Kompasswinkelgrade 0° - 360° in Verbindung mit Entfernungsangaben in metrischen oder anderen vorgegebenen Maßeinheiten angesprochen. 

Wie funktioniert die Navigation mit dem Bezugspunktsystem?

Als Beispiel für dieses Verfahren habe ich die ultimative Flugsimulation Falcon™ 4.0 gewählt. Bei diesem Spiel ist es recht einfach und anschaulich zu erklären.

In Falcon™ 4.0, dient die Stadt Kaesong (Nordvietnam) als Bezugspunkt für die US-Truppen und deren Verbündeten. Alle Funkmeldungen mit Koordinaten sind unverschlüsselt und beziehen sich ausschließlich auf diesen Bezugspunkt! Okay fangen wir erst mal mit kleinen Schritten an.

In unserer Einsatzkarte (Kneemap, linkes Knie) sind für den jeweiligen Einsatz und im vorherigem Briefing der jeweiligen Flugroute, Navigationsmerkmale, Hilfslinien und Distanzradien eingezeichnet.

Die Hilfslinien symbolisieren Kompasszahlen (Winkelgrade) mit Kaesong als Mittelpunkt, beginnend im Norden mit 0°, Osten 90°, Süden 180° und Westen mit 270°. Um das ganze etwas anschaulicher und genauer zu machen, sind mehrere Winkel im Abstand von 20° eingezeichnet.

Die konzentrischen Kreise um Kaesong sind Entfernungsradien, der Abstand steigt von Kreissegment zu Kreissegment um jeweils 20Seemeilen an.

Richtungsangaben durch Uhrzeitverfahren

Bevor ich zu dem eigentlichen Bezugspunktverfahren kommen, muß ich noch eine Orientierungsmöglichkeit ansprechen. Ich geh mal davon aus, dass ihr mit einer Analoguhr umgehen könnt! Ihr schaut auf euer Flugzeug von Oben, dann ergeben sich -wie hier im Beispiel genannt- folgende Richtungsangaben (Blickrichtungen):

  • 12 Uhr = Blick über die Flugzeugnase
  • 3 Uhr = Blick über die rechte Tragfläche
  • 6 Uhr = Blick nach hinten
  • 9 Uhr = Blick über die linke Tragfläche

Im Luftkampf könnt ihr so, eurem Wingmen -sollte er in eurer Sichtweite fliegen- schnell die Richtung des Ziels/Bedrohung weitergeben, indem Ihr ihm eine Richtungsangabe -von seinem Cockpit aus gesehen- ansagt.

Bullseye Beispiel

So, und wie funktioniert das nun mit dem Bullseye? Hier ein einfaches Beispiel für Bullseye-Koordinaten:

Unser Kurs ist 360° bzw. 0°, unsere Position ist Bullseye 090 20 Meilen Höhe 20.000ft. Wir wissen, dass feindliche CAP-Flugzeuge in diesem Gebiet operieren. Leider sehen wir keine auf unserem A-A Radar, was tun?

Wir können langsam Kreise fliegen und den uns umgebenden Luftraum mit unserem A-A Radar überprüfen, aber meist haben wir aber keine Zeit für solche Spiele und auch zu wenig Sprit! Zum Glück sind wir nicht alleine da draußen!

Alle bekannten Bewegungen der eigenen und der feindlichen Truppenverbände werden an AWACS (luftgestütztes Frühwarn- und Leitsystem) gemeldet. Wir fragen bei AWACS nach der Position feindlicher Luftfahrzeuge nach, als Antwort erhalten wir einen Funkspruch mit folgendem Wortlaut: 2 MIG-23 Bullseye 300 5 Meilen, Höhe 12.000ft. Wo zum Teufel ist das und wo bin ich?

 Hier die Lösung!

Unsere Position:

·         090 rechts von Kaesong und zwar genau im rechten Winkel
·         20 Meilen Entfernung von Kaesong zu uns
·         20.000ft  unsere Flughöhe
·         Kurs 360 unsere momentane Flugrichtung

Ein sehr wichtiger Punkt zur Orientierung ist unser Kurs! Wir wissen zwar anhand unserer Bullseye-Daten wo wir sind, aber wo liegt der Bullseye von unserem Cockpit aus gesehen? Die Lokalisierung des Bullseye in diesem Beispiel ist noch recht einfach da wir Kurs 360 (Nord) fliegen, liegt dementsprechend der Bullseye „Kaesong“ auf unserer 9 Uhr Sicht. Die Position der Bandits ist Bullseye 300 5 Meilen, Höhe 12.000ft!

Aha, die Jungs sind schon mal auf der anderen Seite von Kaesong, schauen wir uns das ganze mal auf der Karte an.

Wir sehen unsere Position und vergleichen Sie mit der des gemeldeten Position des Feindes, nun wird uns bewußt, dass die Jungs ungefähr von uns aus gesehen auf der 10 Uhr bis 11 Uhr Position sein müssen und meine Waffen nur einen Weg von ca. 26 Seemeilen (geschätzt anhand der Karte und der vorliegenden Daten) zurück legen brauchen. Um es kurz zu machen, wir drehen nach links ab, stellen auf den A-A RWS Modus um Reichweite 40 Seemeilen, stellen den Waffenschalter auf scharf und nähern uns den Zielen! Erst wenn die Waffenreichweite der AIM-120 erreicht ist werden die Ziele aufgeschaltet, um den Feind nicht zu früh durch seinen RWR zu warnen!

War einfach oder???  Nun wird’s etwas schwerer!

Wären wir bei gleichen Bullseye-Daten auf dem Rückweg zu unserem Stützpunkt (Kurs 120°), würde Kaesong auf unserer 4 Uhr Position (über die rechte Schulter schauen) liegen! Die Bandits befänden sich ungefähr auf der 5 Uhr Position die Entfernung bliebe aber gleich. Ihr seht als der eigene Kurs macht verdammt viel aus!

Bullseye-Daten auf dem MFD einer F-16

Die Bullseye-Daten für unsere eigene Position und der Position unseres Radar-Cursors sind in fast allen MFD-Seiten (Radar- und Navigationsseiten) in der linken unteren Ecke sichtbar. Unser momentaner Standort wird bestimmt durch:

Den Winkelgrad (Marschkompasszahl) vom Bezugspunkt ausgehend zum Flugzeug, diese Zahl steht unterhalb des Kreises.
Die Zahl im Kreis gibt die Entfernung vom Bullseye zur eigenen Position in Seemeilen an.
 

An dem Kreis befindet sich noch eine Spitze, diese zeigt immer in Richtung Bullseye (fliege doch einfach mal eine Schleife von 360° und schau zu, wie diese Spitze um den Kreis herumwandert).

Die Bullseye-Daten des RADAR-Cursors sind:

  • Die Zahlen oberhalb des Kreises, die erste Zahl gibt den Winkelgrad an (Marschkompasszahl) und die zweite die Entfernung vom Bezugspunkt zur aktuellen Radarcursorposition.

 So das war alles Theorie!

 

Verwendung von Westy´s Karte

 Am Anfang hat jeder so seine Probleme mit der Orientierung, vor allem mit dem Umsetzen der Bullseye-Daten für Ziele und Bedrohungen. Natürlich macht die Übung den Meister!

 Die einfachste Lösung beinhaltet, das ausdrucken einer Navigationskarte mit eingezeichneten Bullseye, Hilfslinien und Entfernungsradien.

Solch eine Karte ist in einem Unterverzeichnis von Falcon™ 4.0 vorhanden. Es ist die Karte, die Ihr im Cockpit auf eurem linken Knie geschnallt habt. Leider lässt die Grafikauflösung der Karte einiges zu wünschen übrig, deshalb habe ich die Karte (die dem Spiel beiliegt) neu eingescannt und mit TACAN-Daten der Flugplätze, deren Koordinaten und Höhe über NN ergänzt!

Das umsetzen der jeweiligen Bullseye-Daten dürfte euch mittlerweile keine großen Probleme mehr bereiten. Ich sehe eher ein Problem in der Umsetzung der Bullseye-Daten auf den zu fliegenden Kurs zum Ziel!

 Ich habe eine Flugzeugschablone entwickelt, mit ihr könnt ihr anhand der vorliegenden Bullseye- und Flugdaten (Kurs des Flugzeuges) eure Blickrichtung und Entfernung zum Feind/Ziel schnell feststellen.

Hierfür braucht Ihr nur die Navigationskarte auf höchster Auflösung (empfehle Fotopapier DIN A4 matt) und die Schablone (DIN A4 Inkajet-Folie für Overhead-Projektoren) auszudrucken. Ihr dürft die Grafiken aber nicht in der Größe verändern, sonst stimmen die Relationen zueinander nicht mehr! Zum Schluss noch die Schablone ausschneiden!

 Tipp!!!   Wenn Ihr die Karte in eine Prospekthülle steckt und statisch aufladet, haftet die Schablone von selbst auf der Karte!!!

 Die Schablone habe ich wie folgt gegliedert:

Konzentrische Abstandskreise im Abstand von 20, 40 und 80 Seemeilen, diese Kreise entsprechen den wichtigsten Radarreichweiten der F-16. Ich habe wegen der Übersichtlichkeit auf 10 und 160 Meilen verzichtet!
In der Mitte ein Symbol für euer Flugzeug
Von der Mitte ausgehend Winkelgrade stehen einmal für die Richtungsangaben (durch Uhrzeit, Blickrichtung).
Und zweitens zum Ausrichten des geflogenen Kurses auf der Karte, dafür stehen an den äußeren Enden der Winkelgrade Zahlen, die den geflogenen Kurs des eigenen Flugzeuges anhand HUD und Kompass entsprechen.

Verwendung der Schablone

Die Schablone ist auf der Karte folgendermaßen anzulegen: Das Flugzeugsymbol in der Mitte ist eure momentane Position laut Bullseye (Beispiel von oben) 090 20 Meilen. Wir fliegen Kurs 360, dementsprechend müßt Ihr die Nase eures Flugzeuges nach Norden auf der Karte ausrichten. Fliegt Ihr nun eine Schleife auf Kurs 120 bei gleichbleibenden Bullseye-Daten, braucht Ihr nur eure Schablone im Uhrzeigersinn solange zu drehen, bis der Winkelgrad mit der Zahl 120 in Richtung Norden der Karte (oberer Rand der Karte) zeigt.

Sollte nun eine Funkmeldung eingehen mit Bullseye-Daten des Ziels bzw. der Bandits, könnt Ihr anhand der Karte die Stelle schnell lokalisieren und mit der Schablone die Blickrichtung von euch zum Feind/Ziel und die Entfernung feststellen! Der Rest ist nur noch reine Routine.  J

Das war nun verdammt viel Stoff zum lesen! Ich hoffe Ihr bekommt das orientieren anhand Bullseye-Daten schnell auf die Reihe, dann braucht Ihr die Schablone nicht mehr.

westy-bullseye-trainer.zip

Westy[47.DF]